Förderverein Kirche St. Nikolaus Nedlitz

Der folgende Text stammt aus der Nedlitzer Chronik Teil 1, erstellt von den Nedlitzer Chronisten.

Da offenbar seitens des Gemeindekirchenrates keine Reaktion erfolgte, wurde in einem weiteren Schrei­ben des Konsistoriums vom 04.09.1940 erneut darauf hingewiesen, dass „sich die Kirche in einem voll­kom­men unwürdigen Zustand befindet und dringend eine Renovierung in Angriff genommen werden muss. Ferner fehlte die Mauer, die den Kirchhof um die Kirche einfasst und schützt. Der Kirchhof wird dazu benutzt, dass dort Kinder spielen, wobei durch Bälle und Steine die Kirchenfenster entzwei gehen und dass die Dorfbewohner ihre Hühner frei umherlaufen lassen, dass Wäsche aufgehängt wird und neuerdings auch der Platz mit schwerem Fuhrwerk be- und zerfahren wird. Es besteht die Gefahr, dass der ganze Kirchhof seinen kirchlichen Charakter verliert und als Fahrstrasse und Dorfplatz benutzt wird. Wir ersuchen um einen Bericht, ob und was etwa zur Beseitigung dieses Zustandes geschehen oder was etwa geplant ist“ /171/.

Es kann als sicher angenommen werden, dass der Gemeindekirchenrat von Nedlitz die Augen vor den Miss­ständen nicht verschlossen hatte. Offenbar waren die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhält­nisse der Gemeinde Nedlitz nicht dazu angetan, die unterschiedlichsten Probleme wie

  • Sanierung des Kirchturmes, Sanierung des Kirchdaches, Errichtung einer Kirchhofmauer,
  • Reparatur der Glocken und des Glockengestühles und  Reparatur der Orgel

systematisch und erfolgreich zu lösen.

Nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg wurden am 20.07.1955 Bauhilfsgesuche der Kirchenge­mein­de Nedlitz gestellt, zur Reparatur der Dächer von Kirche und des Pfarrhauses und am 27.02.1956 zur Reparatur des Kirchendaches. Die Kirchendachreparatur wurde 1956 auch tatsächlich durchgeführt /171/.

Hinter dem Altar wurde um 1940 in der Apsis eine Öffnung zur Aufnahme eines zur Erinnerung gestifte­ten Fensters in Bleiverglasung mit Christusfigur eingebracht, siehe Bild 5.11. Dabei wurden sowohl die Leibung als auch die Überwölbung in Ziegelmauerwerk ausgeführt. Wegen des Stilbruches wurde das Fenster 1955 wieder entfernt und die Öffnung mit Bruchsteinmauerwerk verschlossen. In dieser Zeit wies die Apsis noch stellenweise Wandbemalungen auf. 

Im Jahre 1958 und 1964 erfolgten notdürftige Kirchturm- und Kirchenreparaturen.

Die Kirchenältesten zeigten auch eine große Einsatzbereitschaft bei der Neugestaltung des Kirchplatzes. So wurden 1958 um den Kirchplatz eine Hecke aus Flieder- und Eisbeerenbüschen angepflanzt  sowie zwei große Rundbeete angelegt.

Bei der Realisierung der unterschiedlichen Bauvorhaben gab es erhebliche Finanzierungsprobleme, so dass sogar persönliche Kredite von den Kirchenältesten aufgenommen wurden, um die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten abzusichern. Trotz dieser Bemühungen verschlechterte sich der Zustand ins­be­sondere des Kirchturmes durch zunehmende Ausbreitung eines Längsrisses so stark, dass 1968 eine Sperrung des Kirchturmes angeordnet werden musste.

Ab diesem Zeitpunkt wurde auch die mechanische Turmuhr außer Betrieb genommen, die ansonsten wöchentlich aufgezogen werden musste und bei der über lange Kardanwellen die Zeiger bewegt wurden. Mit diesen Entscheidungen wurde die über 800 Jahre alte Nedlitzer St. Nicolaus Kirche dem endgültigen Verfall preisgegeben. Man umgab sie mit einem hohen Maschendrahtzaun, siehe Bild 5.12 und die Löcher im Dach sowie die Risse im Kirchturm wurden immer breiter /171/.

Bei dem hohen Alter der Nedlitzer Kirche und infolge mangelnder Wartung und Pflege hat der Zahn der Zeit immer stärker an ihrer Substanz gezehrt. Die Folge waren vertiefende  Risse im Mauerwerk des Turmes, vermutlich durch Drainagearbeiten vor 100 Jahren ausgelöst, sowie morsche Dachstühle, zerstörte Ziegel und Scheiben, Bild 5.13.

Gleich nach der politischen Wende bemühte sich der amtierende Pfarrer Schreiner um die Rettung der Nedlitzer Kirche. Er erstritt vom Land, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Lotto-Toto GmbH und dem Kirchenkreis die enorme Summe von 587 000 DM zur Sanierung des Kirchturmes, dessen Risse schon über 20 cm breit auseinander klafften, siehe Bild 5.14.

Die Restaurierung des gesamten Gebäudes erfolgte nach zähem Kampf der Leitung der Pfarrkirche und der Gemeindevertretung, unterstützt von einer immer enger zusammenwachsenden Gemeinschaft der Bürger der Gemeinde Nedlitz, um die Bewilligung der erforderlichen Mittel bisher in zwei Etappen. Zu­nächst wurde in den Jahren 1992/94 der Turm restauriert und im Jahre 1996 das Kirchendach erneuert.

In den Jahren 1992 bis 1993 erhielt der Kirchturm zunächst außen fünf mächtige Stahlringe, die anschließend in das Mauerwerk, von außen unsichtbar, verlegt wurden, siehe Bild 5.15. Als Abschluss dieser Arbeiten wurden die beiden Stahlgussglocken wieder im Kirchturm aufgehängt.

Zur Einweihung des restaurierten Turmes der Nedlitzer Kirche hielt Pfarrer Schreiner am 06.12.1994 einen Festgottesdienst, wobei das erste Läuten der Glocken im renovierten Turm allen Teilnehmern unvergessen bleiben wird, 5.16. Anlässlich dieser Einweihung wurde auch mittels eines Kranes eine vergoldete Wetterfahne mit den Jahreszahlen 963-1994 auf die Spitze des Kirchturmes gesetzt.

Unverständlicher Weise wurde bei der Renovierung des Kirchturmes in den Jahren 1992 bis 1994 unter Verantwortung des Konsistoriums Magdeburg sowohl das Turminnere als auch der Anschluss an das Kirchenschiff völlig vernachlässigt. Bild 5.17. Auffälligste daraus resultierende Mängel waren einerseits die vollkommen zerstörte Orgel der Nedlitzer Kirche und andererseits die unzureichende Statik für Glockenstuhl und Glocken.

Leider verstarb Pfarrer Schreiner kurze Zeit nach der Turmeinweihung.